Entstehung der Logistik
Zu Beginn hatte die Logistik in Unternehmen nur eine untergeordnete Rolle. Jeder Bereich hat sich selbst organisiert und sein eigenes Süppchen gekocht. Deshalb gab es aber bereichsübergreifende Schnittstellenprobleme. Um diese zu beheben wurde die Logistik höher in der Unternehmenshierarchie angesiedelt. Die Aufgabe der Logistik war es von nun an unternehmensweit die Informations- und Warenflüsse zu koordinieren und zu optimieren. Im Laufe der Zeit, und nachdem unternehmensintern soweit alles optimiert wurde, kam der Gedanke auf, die Logistik noch weiter in den Vordergrund zu stellen, um so durch das Optimieren über die Unternehmensgrenzen hinaus auch noch weitere Optimierungspotenziale zu nutzen. Aus der einfachen Logistik wurde das Supply Chain Management. Darunter versteht man die Wertschöpfungskette „from sheep to shop“. Also alle Quellen und Senken vom Urerzeuger bis zum Endkunden.
Der Gedanke der ganzheitlichen Optimierung der Warenflüsse ist vom theoretischen Ansatz durchaus nachvollziehbar und sinnvoll. Praktisch ergeben sich daraus jedoch Schwierigkeiten. Denn zum einen stellt sich die Frage, welcher Partner der Supply Chain denn eigentlich dafür verantwortlich gemacht werden kann das Optimierungsproblem zu lösen. In diesem Zusammenhang ergeben sich weitere Fragen. Was passiert bei gleich „mächtigen“ Großunternehmen die die führende Rolle innerhalb der Supply Chain für sich beanspruchen, wer muss Abstriche machen, sich unterordnen und wer verteilt die Erlöse die sich aus einer ganzheitlichen Optimierung (theoretisch) ergeben.
Auf der anderen Seite birgt der Gedanke der Supply Chain an sich auch Gefahrenpotenziale. Um optimieren zu können muss man (auch aus mathematischer Sicht) zuerst den Optimierungsraum abgrenzen. Grenzen sich die Unternehmen nach außen ab und optimieren, dann werden sie ein wichtiger Bestandteil der Supply Chain. Das hat zur Folge, dass sie nicht austauschbar sind. Vor diesem Hintergrund werden Marktmechanismen außer Kraft gesetzt, da kein Wettbewerb mehr vorhanden ist. Somit wirkt die Supply Chain dem entgegen was sie eigentlich will und schwächt sich somit selbst. Letzter Aspekt ist, dass sich in einem Unternehmen stets verschiedene Supply Chains kreuzen und überschneiden, denn es existiert quasi kein Unternehmen mit jeweils nur einem Lieferanten und einem Kunden. Von daher wird die Optimierung einer Supply Chain problematisch, da eine Verbesserung entlang der einen Kette, eine Verschlechterung beim anderen Kunden nach sich zieht. Somit war es die logische Konsequenz dass sich aus dem Gedanken der Supply Chain der Gedanke des logistischen Netzwerkes entwickelte.
Aus dem Prinzip der rigiden Planer wird das Prinzip der losen Koppler. Das bedeutet, anstatt sich auf die, oben beschriebene Optimierung der gesamten Supply Chain zu konzentrieren richten die Unternehmen ihren Fokus wieder auf sich selbst. Anstatt ein globales Optimum zu suchen, kümmern sich die einzelnen Unternehmen um sich selbst und erreichen somit durch die Addition der verschiedenen lokalen Optima eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten. Auf diesem Weg bleiben die einzelnen Unternehmen im (lose gekoppelten) Netz austauschbar. Dies wiederum hält die Konkurrenz zwischen den Unternehmen aufrecht, sodass im Endeffekt die Innovationskraft der Beteiligten gefordert wird und so ein nachhaltiges Wirtschaften erreicht werden kann.